Weg der Erkenntnis

… oder ergänzend zu Buddas Worte nachfolgende Gedanken über Wahrheit und Veränderung, mit welchen wir auf unserer kleinen Reise auf dem Weg zu einer etwas anderen Lebenseinstellung konfrontiert werden:

… und Ihr fragtet mich:

„Fürchtest Du Dich nicht vor dem Moment, in dem Du allein sein wirst, wenn Du nicht mehr ihre Gedanken teilst, die sie denken und nicht mehr die Sprache sprichst, die sie verstehen?“

Und ich antwortete:

„Was wird leichter sein für mich: Allein zu sein in einem Raum mit tausend Türen, die ich mich entscheiden kann zu öffnen oder eingeschlossen zu sein mit Vielen in einem Raum ohne Türen, gezwungen dazu, die Gesellschaft all der Menschen zu ertragen, inmitten derer ich mich einsam fühle?“

Vielleicht ist es aus meiner Sicht der Dinge ein Leichtes, Euch, die ihr in Sorge seid, dazu zu bekennen, dass Ihr anders sein wollt, weil Ihr Euch davor fürchtet, ausgegrenzt zu werden und Euch davor scheut, anderen unbequem zu sein, lächelnd zu raten, nicht den Weg zu gehen, den alle anstreben, nur weil sie hoffen, so möglichst nicht gegen den Strom zu schwimmen und lieber mit der großen Masse konform gehen wollen, nachdem dies der bequemere Weg zu sein scheint. Denn auch wenn alle anderen überzeugt sind, dass er der einzig Richtige ist, so könnten doch auch sie irren und Ihr recht haben, die Ihr Euern anderen Weg beschreiten wollt … oder, um Berthold Russel zu zitieren:

„Auch wenn alle Menschen einer Meinung sind, können alle Unrecht haben.“

Guru

Es ist Euer Entscheid ganz alleine, ob Ihr die Welt finden wollt, die Ihr Euch wünscht, oder ob Ihr sie weiterhin sucht, ohne zu erkennen, dass die Veränderung, nach der ihr Euch im Äußeren sehnt, nur in Eurem tiefsten Inneren ihren Ursprung erhalten kann.

Die Kerze, die ihr in denen brennen sehen wollt, die noch immer im Dunkeln wandeln, weil sie ohne Licht sind, müsst Ihr darum zuerst in Euch selbst entzünden.

Nur das, was Ihr aus Eurem tiefsten Herzen heraus wollt, was Ihr Euch für Euch und Euer Leben wünscht, das ist Eure Flamme, mit der Ihr Eure Kerze entzündet und niemandem wird es gelingen, sie auszublasen, solange Ihr selbst Eure Hand auch im Sturm schützend vor ihr Licht halten wollt … wer aber nur danach strebt, derjenige zu sein, den all die anderen in ihm sehen wollen und das zu tun, was anderen gefällt und wer sich darum wie ein Fähnlein im rauen Gegenwind ihrer Dominanz in ihre Richtung zu drehen bereit ist, dessen Hand wird auch das Licht seiner Kerze nicht zu schützen vermögen und es wird erlöschen, wann immer er sich der Macht des Gegenwindes zu beugen bereit ist.

Es ist nicht so, dass ich Eure Intention nicht verstehen kann, nicht so, dass ich nicht kenne, was Euch ängstigt, nicht so, dass auch ich mich fürchtete, allein zu sein, aber wäre nicht auch Euch der Gedanke noch viel unerträglicher, Euch verbiegen zu müssen, damit ihr in die Gesellschaft der anderen passt, Euch zu ducken und zu verstecken hinter Idealen, die nicht Eure sind, nur damit ihr sie nicht stört in ihrem scheinheiligen Frieden mit sich selbst? Sie sich nicht gezwungen sehen, über Eure Ziele zu stolpern und Ihr nicht von ihnen als unbequem empfunden werdet, weil Ihr nach Eurer Veränderung und Eurer Entwicklung strebt, während alle anderen es vorziehen, in ihrer Trägheit, in der sie längst resignierten – weil es eben viel bequemer ist – zu stagnieren?

Wenn es mir möglich sein soll, meinen Teil dazu beizutragen, wenigstens mein kleines überschaubares Stückchen Welt ein klitzekleines bisschen besser zu machen und für mehr Achtsamkeit unseren Mitgeschöpfen gegenüber zu plädieren, dann scheint mir das Wert genug, für meine Intention anderen auch gerne einmal unbequem zu erscheinen.

Ob Ihr aber lieber „einigermaßen bequem“ für Euer Stück dieser Welt bleibt und damit nichts für Euch und für Andere verändern werdet oder ob ihr bereit seid, lieber doch unbequem zu sein und vielleicht den Einen oder Anderen zum Nachdenken bewegt, wenn ihr Eure Flamme weiterreicht, damit auch andere Kerzen brennen und es etwas heller wird in der Dunkelheit der Gleichgültigkeit, liegt allein in Eurem Entscheid.

Trotzdem solltet Ihr Euch hüten, Euch aufzumachen, um diejenigen, die anders denken als Ihr, mit missionarischem Eifer von Euren Idealen zu überzeugen, denn damit wäret Ihr nicht mehr anders als sie und als all diejenigen, die Euch vorwerfen, den falschen Weg zu gehen, weil Ihr deren Handeln verurteilt, wenn sie Eure Überzeugung nicht teilen, wie sie Euer Handeln verurteilt haben, das nicht ihrem Handeln entspricht.

Ihr sollt nicht werten, sondern wertschätzen.

Das ist es, was Euch von allen anderen unterscheiden wird.

Nichts werdet ihr aber erreichen, wenn Ihr Euch Ihnen gleichmacht, außer dass Ihr gleich werdet wie sie.

Man wird Euch nicht zwangsläufig zuhören, nur weil ihr Eure Argumente lauter herausschreit, als sie es tun. Und das, was Ihr glaubt, denjenigen sagen zu müssen, die sich von Euch abwenden, wird sie nicht mehr interessieren, wenn Ihr sie zwingt, sich Euch zuzuwenden.

Wer nicht das leise Klingeln voll Freude vernimmt, dem ist das laute Läuten erst recht keine Freude bereiten und wer nicht von zarten Tönen geweckt werden will, der erwacht gewiss nicht lieber, wenn Ihr ihn lärmend aus dem Schlaf zu reißen versucht.

Gebt Eure Gedanken darum auch nur denjenigen, die Euch darum bitten, denn nur sie werden sie als wertvolles Geschenk erkennen und sich bereichert fühlen, weil sie es von Euch erhalten durften – nur dann können Eure Worte Samen sein, die auf fruchtbare Erde fallen und dort keimen und blühen werden.

Sät ihr aber die Saat Eurer Erkenntnis auf steinigem Boden aus, der zu verhärtet ist, sie aufzunehmen, wird sie dort vertrocknen müssen.

Wisst aber stets, dass Ihr Bote seid und niemals Gönner, niemals Händler, denn was Ihr weitergebt, macht Euch nicht arm, weil ihr es nicht verliert, macht Euch aber auch nicht reich, weil ihr nicht Geld, nicht Ruhm erwarten sollt für Eure Gabe, die einst auch Euch geschenkt wurde, ohne dass Ihr einen Preis dafür entrichten musstet.

Seid nicht Lehrer, nicht Prediger, nicht Führer, weil nicht ihr den Weg bestimmen sollt und diejenigen darauf lenken, die Euch zu folgen bereit wären, denn solange Ihr nicht sicher seid, dass Ihr den rechten Weg kennt, kann auch Eure Richtung die Falsche sein.

fenster

Verkündet auch nicht Eure Wahrheit als einzig wahrhafte, weil auch Ihr nur das kleine Stück der Wahrheit kennt, das Ihr Euch zu sehen erlaubt, denn auch Euer Blick auf die Wahrheit ist nicht klar und Ihr findet nur den Teil der Wahrheit, den Ihr durch die trübe Scheibe Eures Fensters seht, vor das Ihr so oft den Vorhang der Vernunft hängt, der Eure Sicht verschleiert und dessen Glas Ihr meist in einen engen Rahmen zwingt, den Ihr aus dem Holz Euerer Ängste schnitztet, damit ihr Euch nicht fürchten müsst vor dem, was es zu entdecken gäbe, wäre Euer Fenster weit genug, das große Ganze zu schauen.

Ihr habt den ersten Schritt eines neuen Weges getan, der in eine Veränderung führt, wenn Ihr nicht mehr in die Richtung weitergeht, die Euch lange Zeit richtig schien, weil viele sich für sie entschieden, sondern in die Richtung strebt, für die Ihr Euch selbst entschieden habt, weil sie Euch zu Eurem Ziel führt, für das Ihr Euch entschieden habt

Sabine Bröckel- Copyright © 2012